Kategorie: Aktuelles

Scheuchl investiert mit Verzögerung


Anlagenbauer hat Erweiterungsmaßnahme 2008 wegen Krise abgebrochen und heuer wieder aufgegriffen

Artikel erschienen am 17.04.2012 in der Passauer Neuen Presse, Autor: Andreas Windpassinger

Bei der international agierenden R. Scheuchl GmbH aus Dorfbach bei Ortenburg geht es nicht mehr um die Frage, ob das Unternehmen Umsätze steigern, sondern ob es das Wachstum stemmen kann. Dass es derzeit zu Engpässen bei der Auftragsbewältigung kommen könne, teilten Junior- und Seniorchef, Richard (74) und Ulf (47) Scheuchl, sowie der dritte geschäftsführende Gesellschafter, Dr. Udo Dinglreiter, mit. Das Trio rechnet für dieses und nächstes Jahr mit einem "erheblichen Wachstum". Ein Wachstum, das nur mit neuen Fachkräften realisiert werden könne. "Wir suchen momentan zehn neue Mitarbeiter", verkündete Dipl.-Ing. Ulf Scheuchl. Er fügte hinzu, dass in diesem Jahr fünf Millionen Euro für einen Erweiterungsbau in die Hand genommen werden.

"R. Scheuchl - Apparatebau" steht in blauen Lettern an der Fassade des Betriebsgebäudes in Ortenburg. Das Firmenlogo müsste eigentlich ausgetauscht, zumindest erweitert werden. Denn beim Apparatebau ist es längst nicht mehr geblieben: Das Unternehmen ist in den Bereichen Verfahrens-, Mess- und Trocknungstechnik, Umweltschutz, Planungs- und Kosntruktionswesen sowie im Anlagen- und Maschinenbau tätig. Schwerpunkte im Anlagenbau sind die Abluft- und Abwasserreinigung, die Wärmerückgewinnung oder die Luftentfeuchtung. Im Maschinenbau geht es meist um Entsandungs- und Entkernkonzepte in der Gießereitehnik, um Kühltunnel und Systeme zum Entgraten von Gussteilen.

Nicht zu unterschätzen sei das Feld der Innovationen, betonten die drei Unternehmenschefs. Man habe den Anspruch auf manchen Geschäfsfeldern Technologieführer zu sein. Für den Anlagenbau werden Versuchsreihen mit Spülflüssigkeiten für Lackieranlagen gefahren. Konkret geht es um ein neues und als einmalig geltendes Verfahren zur Reinigung verschmutzter Spülwässer nach der Lackierung eines Autos. Gereinigt werden die Leitungen der Roboter-Lackierer.

Fast fünf Prozent vom jährlichen Umsatz werden in Forschung und Entwicklung investiert. Kooperiert wird unter anderem mit der Uni Regensburg. Scheuchl darf für eigene Entwicklungszwecke die Einrichtung des "An-Instituts" mitbenutzen - eine organisatorische wie rechtlich eigenständige Forschungsstelle, die der Hochschule angegliedert ist. Neben Scheuchl steckt die Ortenburger SKH GmbH dahinter, ein Partner für ökologische Geruchsbeseitigung und -verminderung. In Dorfbach beschäftigt Scheuchl 112 Mitarbeiter - darunter 14 Auszubildende. In der Niederlassung in Ingelheim bei Mainz sind sechs Arbeitnehmer tätig.

In diesem Jahr geht die Unternehmensleitung davon aus, dass der Umsatz auf 15 Millionen Euro ansteigen wird. 2011 betrug die Umsatzhöhe 13 Millionen Euro. Die Exportquote beträgt nach eigenen Angaben 30 Prozent. Scheuchl tritt für die Automobilindustrie als Dienstleister auf. Der Sondermaschinenbauer habe aber immer dafür gesorgt, nicht all zu sehr von dieser Branche abhängig zu sein. So habe man etwa auch in der Nahrungsmittelindustrie einen "Fuß in der Tür". Investiert wird heuer mit einer Betriebserweiterung in den Ortenburger Firmensitz. Auf 3200 Quadratmetern entstehen eine Lager- und Produktionshalle sowie ein Bürokomplex - im Oktober soll der Anbau fertig sein. Die Bagger sind für das fünf Millionen Euro hohe Investitionsprojekt schon einmal angerollt: im Jahr 2008 wo die Erweiterung eigentlich geplant gewesen wäre. Einen Teil des Aushubs habe man damals schon vollzogen. Allerdings ist wegen der sich abzeichnenden damaligen Wirtschaftskrise die Baustelle eingestampft worden. Im Januar diesen Jahres hat man sich dann dazu entschieden, das Projekt fortzuführen, es endgültig zu realisieren.

Die Unternehmensgeschichte:

Richard Scheuchl gründete die Firma nach dem Studium der Elktrotechnik 1962 in München - 1976 zog man nach Gröbenzell um. 1980 wurde eine Vertriebsniederlassung in Ingelheim eröffnet. Scheuchl begann mit der Herstellung von Steuerungen in Schaltschränken. 1983 verlegte er die Produktion und 1992 die gesamte Firma nach Ortenburg, dem Geburtsort seines Vaters. Im selben Jahr ist Ulf Scheuchl in die Firma eingestiegen. Bis heute ist der Anlagenbauer kontinuierlich gewachsen und gewann renommierte Kunden wie Airbus, Audi, BMW, Daimler Toyota oder Bayer.