Kategorie: Aktuelles

Gerüche aus Lackieranlagen effizient behandeln


Neuentwickeltes Verfahren reduziert Geruchseinheiten deutlich

Erschienen in "Besser lackieren", Ausgabe Nr. 19 vom 16.11.2012, Autor: Herta Schießl

Die Universität Regensburg hat ein Verfahren für die Geruchsreduzierung entwickelt, welches die SKH GmbH, ein Aninstitut der Universität, für den industriellen Einsatz optimiert hat. Denn herkömmliche Abluftreinigungsanlagen reichen oft nicht mehr aus, wenn Gerüche zum Problem werden.

Grenzwerte bei VOC-Emissionen und Lösemitteln einzuhalten ist heute eine Selbstverständlichkeit bei industriellen Lackierprozessen. Dagegen gehört der Umgang mit Gerüchen - auch bei wasserbasierten Lacken - nach wie vor zu den ungeliebten Aufgaben in der Umwelttechnik. Schon die Messung stellt ein kniffliges Problem dar, da es bis heute kein überzeugendes technisches Messverfahren gibt. Die menschliche Nase ist vielmehr das zuverlässigste Messinstrument und kommt daher in der Olfaktometrie zum Einsatz. Dass dabei nicht mit exakten Werten, sondern  mit statistischen Wahrscheinlichkeiten gearbeitet wird, ist für einen Techniker oft noch schwer zu akzeptieren.

Noch problematischer aber wird es, wenn alle technischen Grenzwerte der TA-Luft eingehalten werden, die Beschwerden über Geruchsbelästigungen aber trotzdem nicht verstummen wollen. Oftmals wird dann von den Bürgern sogar der falsche Schluss gezogen, dass das was riecht, auf "Schadstoffe" zurückzuführen ist - was vom Anlagenbetreiber dementiert wird. Was jedoch bleibt, ist der Geruch. So lösen oftmals Gerüche eine heftige Grundsatzdiskussion über einen Produktionsstandort aus, obwohl die Schadstoffbelastung weit unterhalb der zulässigen Grenzwerte liegt.

Herkömmliche Abluftreinigungsanalgen reichen oft nicht mehr aus, wenn Gerüche zum Problem werden. Durch die Nachrüstung mit einer speziellen Geruchsbehandlungsanlage können die Geruchseinheiten in der Abluft jedoch drastisch gesenkt werden.

Das von der Universität Regensburg entwickelte und von der SKH GmbH optimierte Verfahren basiert auf der Wechselwirkung speziell entwickelter Mikroemulsionen mit Geruchsmolekülen. Die chemischen Substanzen werden dabei - mit Wasser verdünnt - in die geruchbelastete Abluft eingesprüht. Den Forschern ist es gelungen, spezielle hochwirksame Mikroemulsionen zu entwickeln und so zu modifizieren, dass sie mit bestimmten Geruchsmolekülen reagieren. Da sich die Zusammensetzung von Gerüchen jedoch je nach Geruchsquelle erheblich unterscheiden kann, war es notwendig, für unterschiedliche Produktionsprozesse spezifische Mikroemulsionen zu entwickeln.

Soweit olfaktometrische Messungen bei Anlagen der SKH durchgeführt wurden, zeigten diese eine deutliche Reduzierung der Geruchseinheiten zwischen 60 und 80%. Darin liegt gleichzeitig der entscheidende Unterschied zu früheren Versuchen, unerwünschte Gerüche durch Zudosierung bestimmter Additive zu beseitigen. Denn diese Additive besitzen einen mehr oder weniger intensiven Eigengeruch, der die Geruchsfracht in der Abluft zunächst noch erhöht. Erst wenn es gelingt, die Wirkstoffe so zu formulieren, dass sie mit den Geruchsmolekülen in der Abluft zu nicht riechenden Substanzen reagieren, können Messungen eine Verringerung der Gerüche nachweisen.

In zahlreichen industriellen Prozessen wird inzwischen die Geruchsbelastung der Abluft mit dem SKH-Verfahren erfolgreich behandelt, unter anderem auch im Zusammenhang mit Pulverlack-Beschichtungsanlagen. Eine solche Anlage ist beispielsweise bei der Firma Playmobil im Einsatz. Die damit einhergehenden Gerüche werden mit dem SKH-Verfahren behandelt. Die als Konzentrat angelieferte Mikroemulsion wird vor Ort mit Wasser verdünnt und mittels spezieller Düsen in den Abluftstrom eingebracht. Die olfaktometrischen Messwerte leiferten auch hier den Nachweis für die Wirksamkeit des Verfahrens.

Neben der Entwicklungsarbeit in den Laboren der Universität Regensburg stellten die verfahrenstechnischen Anforderungen eine besondere Herausforderung dar. Denn die verdünnte Lösung muss so in den Abluftstrom eingebracht werden, dass sie sich optimal mit der Abluft vermischt. Nur dann ist gewährleistet, dass ein Maximum an Reaktionen im Luftstrom stattfindet. Eine optimale Durchmischung wird in einer speziell für diesen Zweck entwickelten Behandlungskammer erreicht. Deren Entwicklung war dank der intensiven Zusammenarbeit mit der R. Scheuchl GmbH möglich, die unter anderem über große Erfahrung im Bau von Abluftreinigungsanlagen und Anlagen zur Lösemitterückgewinnung verfügt.  

Anforderungen:

Die geruchsreduzierenden Mittel müssen hohen Anforderungen gerecht werden, denn das Einbringen jeder zusätzlichen Stofffracht in die Abluft ist nur dann gerechtfertigt, wenn


  • der Nutzen deutlich überwiegt

  • die Umweltverträglichkeit aller Substanzen gewährleistet ist

  • die nicht abreagierenden Bestandteile vollständig abbaubar sind

Weitere Herausforderungen bei der Entwicklung bestanden darin


  • den Wirkungsgrad nicht zu verschlechtern und gleichzeitig

  • den Anforderungen an olfaktorische Messungen zu entsprechen